Gruppenprinzipien

Damit sich jeder bei uns geborgen fühlen kann und damit wir so viel wie möglich von den Treffen profitieren können, orientieren wir uns an folgenden neun klar definierten Werten

1. Sicherheit

Damit Menschen sich öffnen und sich um ihre Seele kümmern können, ist es zunächst entscheidend, dass sie sich sicher fühlen. Das Human Home ist deshalb ganz bewusst ein Schutzraum, also ein Raum, in dem Menschen sich sicher fühlen können vor jeglicher Verurteilung, Manipulation, Stigmatisierung und Gewalt. Hier begegnen sich die Menschen respektvoll.

 

Außerdem wird darauf geachtet, dass das Zusammenkommen möglichst abgeschirmt stattfindet, sodass keine Außenstehenden zuhören und zusehen können (außer für jeden ist es ok, z.B. sich in der Natur zu begegnen).

 

Zu guter Letzt gilt das Gebot der Schweigepflicht für jeden Teilnehmer. Jegliche Informationen, die im Human Home geteilt werden, bleiben dort – inklusive der Namen der Teilnehmer. Natürlich kann jeder Beteiligte von seinen eigenen Prozessen, die bei den Treffen ablaufen, berichten.

2. Wertschätzung

Das Human Home ist ein Raum der Wertschätzung: Alle Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen, Persönlichkeitsanteile, etc. dürfen da sein und ausgedrückt werden. Dieser Raum vermittelt: Du bist gut so wie du bist; Du bist vollständig.

 

Die Grundannahme in diesem Konzept ist, dass jeder Mensch zu 100% wertvoll und vollständig ist – mit allen Persönlichkeitsaspekten, die zu ihm gehören. Auch ,,negative“ Gedanken, Gefühle, Lebenssituationen, etc. werden als wertvoll angesehen, da sich auch in diesen ein Wert verbirgt. Außerdem macht erfahrungsgemäß der innere Kampf dagegen die Situation für gewöhnlich nicht besser, sondern schlechter.

 

Eine Intention der Human Home Gruppe ist deshalb folgende: Wir üben einen neuen auf Neugier und Wertschätzung statt auf Ablehnung und Vermeidung beruhenden Umgang mit dem, was in uns ist. Dadurch öffnen wir uns der Möglichkeit, einen Sinn, einen Schatz, ein Wachstumspotential in diesen vermeintlich ,,negativen“ Aspekten zu finden. Infolgedessen können wir mit uns und unserer Lebenssituation ein Stück weit Frieden schließen und vom Kampf gegen uns selbst ein wenig loslassen. Aus diesem offeneren Zustand können sich dann auch neue konkrete Lösungen für herausfordernde Lebenssituationen entwickeln.

 

Nicht nur die eigene Innenwelt wird vom Raum der Wertschätzung berührt. Auch mit den Gruppenmitgliedern pflegen wir einen wertschätzenden Umgang. Dieser ist unabhängig vom äußeren Erscheinungsbild, der Vergangenheit, sowie des religiösen, politischen, kulturellen, finanziellen oder gesundheitlichen Hintergrunds des Einzelnen.

3. Achtsamkeit

In dieser Gruppe üben wir Achtsamkeit…

…um unsere Seele und unserem Körper zu regulieren.

…um uns selbst und einander möglichst liebevoll und ehrlich begegnen zu können.

…um Achtsamkeit als Ressource in unseren Alltag mitnehmen zu können.

 

Mit Achtsamkeit ist die bewusste Wahrnehmung des Hier und Jetzt gemeint: Was passiert gerade in meinem Inneren? Welche Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen sind gerade da? Und was passiert gerade im Außen? Was sehe, höre, fühle, rieche, schmecke ich gerade?

 

Jedes Human Home – Treffen ist zu Beginn ein unbeschriebenes Blatt, ein leerer Raum sozusagen. Hier geht es nicht um Vermittlung oder Austausch von Wissen oder Meinungen. Hier gibt es keinen vorgegebenen Inhalt, höchstens Übungen. Der Inhalt der Treffen ergibt sich vielmehr aus dem, was die einzelnen Teilnehmer mitbringen an seelischen Befindlichkeiten und Themen. Dies ist demnach ein Raum ganz für unser Seelenleben, für unser Menschsein. Es geht um unsere aktuellen Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen sowie Lebenssituationen und wie wir damit umgehen können. Achtsamkeit hilft uns somit auch, uns nicht im Kopf bzw. in Geschichten zu verlieren, sondern beim Wesentlichen zu bleiben: Was nehme ich jetzt gerade in mir wahr?

 

Es gibt drei feste auf Achtsamkeit beruhende Bestandteile der Human Home Gruppentreffen:

 

  1. Die Achtsamkeitsübung. Hierbei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt, solange die Übung darauf abzielt, zurück zu sich selbst bzw. in den Moment zu finden. Ein paar Beispiele: Stille und bewusstes ,,nichts-tun“; Sitz- oder Gehmeditation; Qi Gong oder Yoga; Freies Tanzen oder Malen
  1. Der achtsame Austausch im Kreis: Hierbei üben die Beteiligten demjenigen, der gerade spricht, aufmerksam zuzuhören und gleichzeitig möglichst bei sich selbst zu bleiben, sich selbst zu beobachten.
  1. Der Achtsamkeitsgegenstand: Dies ist ein Gegenstand (wie z.B. ein Stein), der hilft, die Aufmerksamkeit auf den Sprecher zu bündeln. Die Abmachung ist folgende: Die Person, die den Gegenstand hat, erhält die volle Aufmerksamkeit der anderen. Solange die Person diesen Gegenstand in den Händen hält, geht es nur um diesen Menschen. Jegliche Rückmeldungen seitens der anderen (falls vom Redner gewünscht) sollen sich auf diesen Menschen beziehen. Der Gegenstand ist jedoch keine Verpflichtung etwas sagen zu müssen, sondern eine Einladung, die Aufmerksamkeit auf sich selbst zu richten und wahrzunehmen, ob da etwas aus dem Inneren kommt, was der Mensch gerne teilen möchte. Wenn nichts hochkommt oder die Bereitschaft es zu teilen fehlt, kann der Stein einfach ohne etwas zu sagen weitergegeben werden.

4. Gemeinschaft

Human Home ist ein Raum, in dem Gemeinschaft und Verbindung auf einer tieferen und ursprünglicheren Ebene erfahren werden kann. Eine derartige Tiefe der Verbindung fehlt vielen Menschen heutzutage. Die Kontakte in den eigenen sozialen Gruppierungen sind oftmals nur oberflächlicher Natur. Das eigene Innenleben findet dort bei vielen Menschen nur wenig Beachtung.


Außerdem ist Human Home eine Möglichkeit außerhalb der eigenen sozialen Kreise Gemeinschaft zu erfahren – ein neutraler Raum sozusagen. Dies hilft oft dabei sich zu öffnen, da die Informationen nicht an die eigenen sozialen Kreise (wie Familie, Freunde, Arbeitskollegen) gelangen. Damit der Raum auch wirklich unbeeinflusst bleibt, empfiehlt es sich stark, die Treffen nicht in einem privaten oder beruflichen Umfeld eines Gruppenmitglieds abzuhalten, sondern an einem gänzlich neutralen Ort. 


Human Home lässt sich in diesem Zusammenhang auch von dem südafrikanischen Wort ,,Ubuntu“ inspirieren. Das Wort bedeutet soviel wie ,,Ich bin, weil wir sind„. Es transportiert das Bewusstsein, dass es mich ohne andere Menschen nicht geben würde. Erst durch andere Menschen werde ich zum Menschen. Im Human Home können sich die Teilnehmer daran erinnern, dass wir alle miteinander verbunden und aufeinander angewiesen sind. Um dieses Bewusstsein zu wahren und niemanden zu vernachlässigen, achten wir darauf, dass Entscheidungen über die Gruppe im Konsens getroffen werden.


Erfreulich ist es, wenn sich in der Human Home Gruppe eine Kultur der gegenseitigen Unterstützung entwickelt und wenn dieser Zusammenhalt sogar auch über die Treffen hinaus weiterbesteht. Wenn z.B. ein Human Home Mitglied im Alltag ein offenes Ohr benötigt, könnte die Person in der Gruppe nachfragen, ob jemand für ihn/sie da sein möchte.

5. Geborgenheit

Erfahrungsgemäß hat die Atmosphäre des Raumes einen bedeutenden Einfluss darauf, wie sich jeder fühlt und inwieweit sich die Teilnehmer öffnen können und wollen. Aus diesem Grund wird zu jedem Treffen eine Wohlfühlatmosphäre geschaffen, in der sich die Teilnehmer geborgen fühlen und fallen lassen können. Mögliche hilfreiche Elemente sind z.B.:

  • Wärme und Gemütlichkeit durch genug Decken und (Sitz-)Kissen
  • Das Sitzen auf dem (gepolsterten) Boden für mehr Erdung…
  • Eine angenehme Lichtstimmung durch z.B. Kerzenlicht, Salzsteinlampe.
  • Reizreduktion: Bewusster Verzicht auf Medienkonsum
  • Oder ein abgeschirmter Platz in der Natur

6. Ehrlichkeit

Das Human Home ist ein Raum, in dem sich die Gruppenmitglieder entfalten können und so zeigen können, wie sie wirklich sind. Jeder kann in diesem Raum üben, zu sich selbst zu stehen und sich ehrlich mitzuteilen, also authentisch zu sein.


Hier ist ein Raum, in dem wir die Masken, die wir in unserem Alltag tragen, ablegen können – ganz achtsam und Schritt für Schritt, schließlich ist das oft ein herausfordernder Prozess, der Zeit benötigt. Hier bekommen wir diese Zeit und dürfen einfach mal ausdrücken, was uns gerade so beschäftigt im Leben und wie es uns wirklich geht. Erfahrungsgemäß tut allein dieses Ausdrücken oft schon sehr gut.


Ehrlichkeit bedeutet hier nicht, dass wir immer teilen müssen, was in uns ist. Wenn jemand z.B. gerade nicht teilen möchte, wie es ihm wirklich geht, dann wäre es nicht ehrlich, es trotzdem zu tun. Unsere Masken schützen uns und so ist ein achtsamer und verständnisvoller Umgang damit angesagt.

In diesem sicheren Rahmen können wir auch üben, eigene Bedürfnisse und Grenzen wahrzunehmen und zu kommunizieren. Dies sind sehr bedeutsame Fähigkeiten für ein erfülltes Leben. Human Home ist somit auch ein Raum zum ungezwungenen Ausprobieren. Im Alltag können die in der Gruppe gewonnenen neuen Fähigkeiten dann umgesetzt werden.

7. Verantwortung

Da es sich hierbei um eine Selbsthilfegruppe handelt, sollte die Verantwortung für die Gruppe gleichmäßig verteilt sein und sich nicht auf eine Person konzentrieren. Aus diesem Grund gibt es keinen festen Gruppenleiter. Erfahrungsgemäß empfiehlt es sich aber trotzdem, zu jedem Treffen einen (oder mehrere) Anleiter festzulegen. Dabei handelt es sich um eine Person, die…

…die Gruppe durch das Treffen moderiert und auf die Zeit achtet.

…eine Achtsamkeitsübung anleitet.

…darauf achtet, dass die Gruppenprinzipien eingehalten werden.

 

Wenn diese Rolle klar verteilt ist, können alle anderen noch mehr loslassen, da sie keine Verantwortung für die genannten Punkte übernehmen müssen. Außerdem gibt es dann keine zeitzehrenden Diskussionen über die Gestaltung des Treffens. Wenn sich mal wirklich niemand finden sollte, der anleiten möchte, versuchen wir gemeinsam das Treffen zu gestalten.

 

Zum Funktionieren des Gruppentreffens sollte aber nicht nur der Leiter Verantwortung übernehmen. Nur indem Menschen zu den Treffen erscheinen und sich an den Prinzipien orientieren, kann der Human Home Kreis funktionieren. Somit ist es essenziell, dass jedes Gruppenmitglied die Bereitschaft mitbringt, aktiv bei der Organisation und Gestaltung der Gruppentreffen mitzuwirken.

 

Zum Aspekt der Verantwortung gehört auch folgende Intention: Die Gruppenmitglieder üben, sich ihrer Selbstverantwortung für ihre Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen bewusst zu sein und bei sich selbst zu bleiben. Sie üben, von sich selbst aus zu sprechen in Form von sog. ,,Ich-Botschaften“. Z.B.: ,,ICH fühle mich…“ statt ,,DU solltest lieber…“

8. Empathie

Generell halten wir uns im Human Home mit Ratschlägen und Interpretationsversuchen – so gut sie auch gemeint sind – zurück. Erfahrungsgemäß kann es sich sehr grob und wenig einfühlsam anfühlen, wenn sich jemand verletzlich zeigt und von seinen intimen Themen spricht und ein anderer sofort ungefragt versucht, diese Inhalte zu interpretieren oder Lösungen vorzuschlagen. In diesem Fall wäre ein Ratschlag tatsächlich ein Rat-Schlag.

 

Gleichzeitig wünschen sich die meisten hin und wieder konkrete Rückmeldungen aus der Gruppe zu den eigenen Äußerungen. Aus diesem Grund hat sich folgende Abmachung bewährt: Grundsätzlich lassen wir geteilte Inhalte so stehen. Wünscht sich jedoch die sprechende Person Rückmeldungen, kann sie diesen Wunsch gerne äußern und die anderen können etwas dazu sagen. Ein anderer Fall wäre folgender: Ich als Zuhörer habe einen Impuls zu dem Gesagten. Wenn es sich stimmig anfühlt, kann ich die sprechende Person – nachdem sie ausgeredet hat – fragen, ob sie diesen Impuls hören möchte. Dies setzt natürlich voraus, dass die sprechende Person spürt, was sie gerade braucht: Möchte ich, dass mir nur zugehört wird oder wünsche ich mir konkrete Tipps und Ratschläge von den anderen?

 

Zur Empathie gehört auch folgende Intention: Jeder nimmt nur so viel Raum ein, dass jedes andere Mitglied noch genug Raum bekommt. Damit ist gemeint, dass es nicht empathisch wäre, wenn zum Beispiel eine Person eine halbe Stunde lang von den eigenen Problemen erzählt und dadurch anderen deutlich weniger Zeit für ihre Äußerungen übriglässt.

9. Freiheit

Viele Menschen spüren einen anhaltenden Druck im Alltag, etwas tun zu müssen, produktiv sein zu müssen. Damit sich jeder wirklich geborgen und wohl fühlen kann, gibt es hier keinen Leistungsdruck. Es gibt keinerlei Erwartung an den Einzelnen, etwas tun zu müssen oder anders sein zu müssen, als er ist. So wird hier etwas ganz Besonderes geschaffen: Ein Raum, in dem die Teilnehmer einfach mal nur da sein dürfen und nichts leisten müssen. Die Übungen sind demnach stets ein Angebot, niemand muss mitmachen. Im Human Home können wir also ganz Mensch sein, ganz frei sein.